Kölner Grätsche by Keller Stefan

Kölner Grätsche by Keller Stefan

Autor:Keller, Stefan [Keller, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783839215265
Herausgeber: Gmeiner, A
veröffentlicht: 2014-01-14T16:00:00+00:00


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Noch ein Viertelstündchen, ehe seine Frau wiederkommen würde. Nach über vierzig Jahren freute sich Willi Kommern immer noch darauf, als wären sie noch Anfang zwanzig und nicht schon längst Mitte sechzig. Selbst die langweilige Arbeit, die sie hier hatten, machte ihm Spaß, wenn Elli dabei war. Fast genauso lange, wie er Elli kannte, arbeitete er in der kleinen Spielhalle an der Frankfurter Straße in Urbach. Seitdem im Ladenlokal nebenan ein Imbiss aufgemacht hatte, gingen die Geschäfte wieder ein wenig besser. Doch er wusste, dass sein Geschäft einer aussterbenden Art angehörte. Heutzutage spielten die Leute zu Hause auf ihren Computern oder im Internet. Kaum jemand ging noch in Spielhallen. Das Publikum hatte sich ebenfalls verändert. Sie hatten oft überlegt, den Pachtvertrag zu kündigen. Nur hätten sie nicht gewusst, was sie sonst machen sollten. Elli hatte immer von einer urigen Kneipe geträumt, aber mit Anfang sechzig erschien ihnen das Risiko eines Neuanfangs zu groß. Also machten sie weiter und warteten auf ihre kleine Rente.

Der neue Gast, der gegen elf Uhr die Halle betrat, kam ihm irgendwoher bekannt vor. Er sah zu, wie der junge Mann in Jeans und weißer Lederjacke ein paar Münzen in einen der Glücksspielautomaten vorn an der Tür steckte. Das vertraute Glockenspiel erklang, gefolgt vom Sirren des Geräts. Willi ging in das kleine Kabuff hinter der Theke, das als Büro herhalten musste. Als er einige Augenblicke später herausschaute, stand der junge Mann – hinter der Theke.

Mit einem freundlichen Lächeln ging Willi zu ihm. Erst jetzt sah er die Waffe.

»Das Geld«, sagte der junge Mann nur. Willis Herz klopfte. Gleich musste Elli da sein. Hoffentlich kam sie nicht zu früh. Er wollte nicht, dass der junge Mann ihr etwas antat. In der Kasse lagen die Einnahmen der letzten Woche. Nicht viel. Trotzdem brauchten sie das Geld. Scheinbar kooperativ drehte er sich von dem jungen Mann weg, öffnete mit der linken Hand die Kasse und griff mit der rechten zu dem schweren Hammer, den er vor Jahren für solche Fälle unter der Theke abgelegt hatte.

»Verschwind, Jung’!«, brüllte er so laut er konnte, als er sich umdrehte, hoffend, dass sein Geschrei den Jungen erschrecken und verjagen würde. Der Schuss war lauter.

Ein dumpfer Schlag wie von einem Fausthieb traf ihn. Er spürte, wie sich das Projektil in seinen Körper bohrte. Dann unterdrückte der Schock jedes Schmerzempfinden, bis er bewusstlos zu Boden sank. Der war doch mal beim FC …, dachte er, bevor es dunkel um ihn wurde. Wie Rui Barque ihm die Geldscheine aus der linken Hand zog, bemerkte er nicht mehr.



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